Es geht weiter mit meiner Serie: „Reitlehre leicht gemacht.“ Reiten hat zwar viel mit Praxis zu tun, aber nicht umsonst gibt es bücherweise Reitlehren, die aber nicht immer ganz einfach zu verstehen sind.
Das heutige Thema: Schenkelweichen und Schulterherein im Vergleich
In meinem letzten Artikel ist es um das Schulterherein gegangen. Schon beim Schreiben dieses letzten Beitrags habe ich mir vorgenommen auch einen Artikel zu den Unterschieden und Gemeinsamkeiten von Schulterherein und Schenkelweichen zu verfassen. Denn immer wieder fällt mir auf, dass gerade bei diesem beiden Lektionen die Unterschiede in der Ausführung unklar sind.
Schulterherein
Fangen wir beim Schulterherein an. Es gehört zu den Seitengängen und zeichnet sich durch Längsbiegung und Versammlung aus. Die Vorhand deines Pferdes wird um ein bis zwei Hufspuren nach innen geführt, sodass sich dein Pferd entgegen seiner Bewegungsrichtung biegt. Das innere Hinterbein nimmt dabei mehr Last auf und tritt vermehrt unter den Schwerpunkt. Das fördert die Tragkraft deines Pferdes. Gleichzeitig wird die innere Schulter frei.
Schenkelweichen
Schenkelweichen ist den lösenden Lektionen zuzuordnen und zählt daher nicht zu den Seitengängen! Dein Pferd tritt vorwärts-seitwärts, ist in sich gerade und nur gestellt. Es ist eine Übung, die zur Grundlagenausbildung von Pferd und Reiter zählt. Die Reaktion auf die Schenkelhilfe, das Zusammenwirken der Hilfen und die Anlehnung werden verbessert.
Schulterherein
Seitengang
versammelnde Lektion
Pferd ist in seiner Längsachse gebogen
Verbessern das Zusammenwirken der Hilfen
Fördern die Geschmeidigkeit deines Pferdes
Ein wenig vorwärts ist immer mit dabei!
Schenkelweichen
Grundlagenausbildung (Schenkelhilfe seitwärts)
lösende Lektion
Pferd ist gestellt und in sich gerade
Verbessern das Zusammenwirken der Hilfen
Fördern die Geschmeidigkeit deines Pferdes
Ein wenig vorwärts ist immer mit dabei!
Ausführungsmöglichkeiten in der Praxis – Schenkelweichen:
Entgegen oder entlang der langen Seite mit 45° Grad Abstellung.
Von der Mittellinie ausgehend zum ersten oder zweiten Hufschlag.
Über die ganze oder halbe Diagonale parallel zur langen Seite.
Viereck verkleinern und vergrößern.
Orientiere dich an der langen Seite! So kannst du selber gut überprüfen, ob Hinterhand und Vorhand deines Pferdes gerade aufeinander abgestimmt sind.
Ausführungsmöglichkeiten in der Praxis – Schenkelweichen auf der Zirkellinie:
Das Schenkelweichen auf der Zirkellinie wird auch gern als Übertreten auf der Zirkellinie bezeichnet. Der Unterschied zum seitwärts treten auf gerader Linie ist, dass die Hinterhand auf der Biegung einen größeren Kreis treten muss als die Vorhand. Das wirkt super lösend auf Hinterhand und Lendenpartie. Gerade für uns Gangpferdereiter ist es bedeutend solch lösende Lektionen im Repertoire zu haben. Auf eines muss man jedoch gut aufpassen: gib Acht, dass dein Pferd während der Ausführung nicht verstärkt auf die Vorhand kommt!
Ausführungsmöglichkeiten in der Praxis – Schulterherein:
Entlang der langen Seite mit 30° bis 40° Grad Abstellung (abhängig davon ob auf 3 oder 4 Hufschlägen geritten wird).
Entgegen der langen Seite wird die Lektion als Konterschulterherein bezeichnet und fordert von deinem Pferd eine richtig gute Balance.
Auch auf gebogenen Linien wie dem Zirkel kann Schulterherein geritten werden. Die Anforderung mit dem inneren Hinterbein mehr Last aufzunehmen steigt und ein korrektes Schulterherein auf der Zirkellinie verlangt deinem Pferd schon einiges an Versammlungsfähigkeit ab.
So, jetzt komme ich zum Schluss. Es ist wichtig die Unterschiede zwischen den Lektionen zu kennen und zu können. Dazu habe ich für euch folgenden Tipp für die Praxis: achtet im Training darauf, welche Lektion ihr reiten möchtet - Schenkelweichen oder Schulterherein – und trennt die Lektionen eindeutig! Denn wer in der Lage ist die Lektionen klar zu trennen, kann in weiterer Folge Übergänge zwischen Schenkelweichen und Schulterherein super nutzen um sein Pferd super soft und geschmeidig zu machen. Und das ist echt leiwand!
„Natan Seitwärts“– Jasmin Zinniel
„Dreyri seitwärts“ – Verena Denk