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Reitlehre leicht gemacht – Fokus: Schulterherein


Es geht weiter mit meiner Serie: „Reitlehre leicht gemacht.“ Reiten hat zwar viel mit Praxis zu tun, aber nicht umsonst gibt es Bücherweise Reitlehren die nicht immer ganz einfach zu verstehen sind.

Das heutige Thema: Schulterherein

Wenn man die Reitlehren so durchschaut, so sind sich diese bei einer Lektion alle einig: auf Schulterherein kann in der Reitpferdeausbildung nicht verzichtet werden! Genau aus diesem Grund wird über das Schulterherein auch eine Menge geschrieben. Die Theorie ist meist ausführlich mit Text und Bildern beschrieben, die korrekte Ausführung der Lektion in der Praxis sehr anspruchsvoll. Leider helfen da seitenlange Erklärungen nicht immer um eine komplexe Lektion wie das Schulterherein mit seinem Pferd korrekt zu erlernen. Da kann im wahrsten Sinne des Wortes so einiges schief laufen.

Wir beginnen mit den theoretischen „hard facts“. Schulterherein zählt zu den Seitengängen. Seitengänge zeichnen sich durch Längsbiegung und Versammlung aus. Sie trainieren Tragkraft und Geschmeidigkeit deines Pferdes. Beim Schulterherein ist dein Pferd entgegen seiner Bewegungsrichtung gebogen. Das heißt, es geht die lange Seite entlang, ist aber in seiner gesamten Längsachse nach innen gebogen. Was man unbedingt wissen muss: das Besondere am Schulterherein ist das Fördern der Schulterfreiheit. Das macht die Lektion auch für die Gangart Tölt bei uns Islandpferdereitern super interessant.

Genug der Theorie. Gehen wir in die Praxis zur Ausführung. Die Vorhand deines Pferdes wird zu Beginn der langen Seite um eine oder zwei Hufspuren nach innen geführt, so wie wenn du abwenden möchtest. Sobald die Vorhand reagiert, begrenzt du mit einer halben Parade (vermehrt äußerer Zügel) und bleibst entlang der langen Seite. Dein Pferd biegt sich um den inneren Schenkel und tritt je nach dem auf insgesamt drei oder vier Hufspuren. Kurz zur Erklärung: vier Hufspuren sind es in der Barocken Reiterei, drei Hufspuren sind in der modernen klassischen Dressur gefordert. Am Ende der langen Seite führst du die Vorhand wieder vor die Hinterhand deines Pferdes. Dann seid ihr wieder auf 2 Hufspuren unterwegs.

Tipps für die Praxis

1. Als Voraussetzung für das Erlernen des Schulterherein steht die korrekte Längsbiegung auf gebogenen Linien wie dem Zirkel und Volten. Dein Pferd sollte sich um den inneren Schenkel biegen lassen und gleichzeitig an den äußeren Zügel herantreten. Nur dann kann es halbe Paraden auch korrekt annehmen.

2. Zu Beginn übst du das Schulterherein einmal im Schritt. Klappt die Lektion im Schritt sicher, so bildet man das Schulterherein auch in höheren Gangarten aus. Dem Schulterherein im Tölt oder Trab sollte bei regelmäßiger Geschmeidigkeitsarbeit nichts im Wege stehen.

3. Kombiniere im Training Volten und Schulterherein. Die Biegung in deiner Volte (Biegung in Bewegungsrichtung) entspricht der Biegung im Schulterherein (Biegung entgegen der Bewegungsrichtung).

4. Die Gewichtshilfe im Schulterherein ist für viele eine besondere Herausforderung. Mein Tipp: versuche beim Einleiten der Lektion möglichst zentriert sitzen zu bleiben. Wenn dein Pferd im Schulterherein ist, spürst du aufgrund der Längsbiegung den inneren Sitzbeinknochen deutlicher. In der Literatur findet man diese Gewichtshilfe auch als passive Gewichtshilfe.

5. Achte auf die Längsbiegung im Hals. Sehr oft sehe ich in der Praxis, dass der Hals zu stark nach innen gebogen wird und gleichzeitig die Ausrichtung die Schulterpartie deines Pferdes vernachlässigt wird. Als Hilfe für dich, schau mal auf die Position der äußeren Schulter. Ist sie wirklich weiter innen? Oder driftet sie vielleicht sogar nach außen weg, weil der Hals deines Pferdes überbogen ist. Mach auch einen Blick auf die innere Schulter deines Pferdes. Kann sie dein Pferd auch wirklich gut anheben? Oder sackt sie nach vorne unten ab?

6. Falls du Spiegel an den langen Seiten zur Verfügung hast, verwende sie beim Üben. So kannst du selber die Abstellung (3 oder 4 Hufspuren) kontrollieren. Wenn du diese Möglichkeit nicht hast. Lass dich mal mit deinem Handy von hinten oder von vorne filmen.

7. Zum Schluss kommt das Wichtigste. Schulterherein ist versammelnd und fördert die Tragkraft deines Pferdes. Wenn du dein Pferd versammelst, so beherzige stets: bei aller Versammlung so ist es eine VORWÄRTS-seitwärts Bewegung mit gleichmäßiger Längsbiegung. Wie sehr du auch dein Pferd versammelst, es muss immer die Idee von Vorwärts mit dabei sein. So wie im Leben! Ganz gleich was ist, immer ein wenig vorwärts denken. :)

Die Idee für den nächsten Artikel gibt es schon: Schulterherein und Schenkelweichen im Vergleich.

Bis dahin, wünsche euch viel Spaß beim Üben vom Schulterherein. ...denn Schenkelweichen kann ja eh jeder. ;) ;) ;)


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